Joseph Eybler: Omnes de Saba venient, Graduale, HV 40

Das vorliegende Graduale des Wiener Hofkapellmeisters Joseph Eybler (1765--1846) ist eines seiner bekanntesten kirchenmusikalischen Werke und hat sich - im Gegensatz zu den meisten anderen seiner Werke - in zahlreichen Kirchen Wiens teilweise bis heute fix als Bestandteil des Hochamtes am 6. Jänner etabliert. Zahlreiche CD-Einspielungen des Werkes, selbst von den Wiener Sängerknaben, zeugen von seiner Beliebtheit.

Dieses Stück, das einen Text des Propheten Jesaja sowie die Stelle aus dem Matthäus-Evangelium über die Huldigung des neugeborenen Jesuskindes durch die Weisen aus dem Morgenland vertont, wurde im Jahr 1807 komponiert und in der Wiener Hofburgkapelle bis 1922 zu fast allen Hochämtern am 6. Jänner aufgeführt.

Wie für Eybler üblich ist das Stück sehr lautmalerisch, wobei der Rhythmus am Beginn des Stückes bei gleich bleibender Harmonie die Wanderung der Karawane sehr schön in Musik kleidet bis zum ersten Höhepunkt "annuntiantes laudem Domino". Die folgende Sopran-Arie "Surge et illuminare Jerusalem", die während einer Generalpause des gesamten Orchesters mit einem langen "Surge!"-Ruf des Soprans beginnt, ist nur mit vereinzelten Einwürfen des Orchesters anstatt voller Begleitung versehen. Der vierstimmige engelhafte "Alleluja"-Damenchor bereitet schließlich die lange Chorfuge "Vidimus stellam ejus in oriente}" im klassischen Stil mit dem Bass (als Personifizierung der Weisen) als Dux vor, die als Hauptaussage des zweiten Teils die Phrase "Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland" vorträgt. Der folgende kurze a cappella Chor führt schließlich zum großen Finale durch die auch im Orchester schön auskomponierte Steigerung der "Alleluja"-Rufe des Chors, bevor das Stück schließlich nach einem Orgelpunkt im Continuo und einem abschließenden leisen "Alleluja" des Chors im Nichts und die Karawane in der Ferne verschwindet.